Reisebericht Madeira – Funchal und Umgebung

Madeira: Ein Hort voller Liebreiz und Gelassenheit

So mancher wünscht sich im eng getakteten Alltag öfter mal ins sprichwörtliche Paradies und imaginiert dann ein tropisches Inselparadies mit exotischer Blütenpracht. Wollte man in der Realität eine solche Südseeinsel besuchen, müsste man von Deutschland aus ziemlich lange fliegen oder anderweitig mit großem Aufwand anreisen. Doch Moment: Es gibt eine naheliegende Alternative, die bisher noch von vielen Reisenden unentdeckt geblieben ist, die Atlantikinsel Madeira.

Schon der Anflug und die Landung auf Madeira sind Abenteuer pur

Was macht Madeira so bemerkenswert? Die Einzigartigkeit der Holzinsel – Madeira ist die Bezeichnung für Holz in der portugiesischen Sprache – zeigt sich bereits im Landeanflug auf die Insel. Beim Blick aus dem Flugzeugfenster sieht man – wenn das Wetter es zulässt – steile Klippen, den wilden Atlantik, anthrazitfarbende Kieselstrände, grüne und bewachsene Berghügel, die Berge in den Wolken, Regenbogen im leichten Niesel, der die Vegetation befeuchtet, den ein oder anderen kleinen Ort, der sich an eine sichelförmige Bucht schmiegt und kurz vor der Landung die Hauptstadt und größte Siedlung der Insel, Funchal, mit ihrem Hafen, in dem öfter Kreuzfahrtschiffe anlegen. Auch die Landung auf dem Aeroporto Madeira kann mitunter etwas aufregender geraten. Bei starken Winden brauchen Piloten mitunter zwei Versuche, um perfekt im Wind austariert zu landen. Denn der kleine Flughafen von Madeira, der circa 20 Kilometer von Funchal entfernt ist, bietet nur eine schmale und kurze Landebahn direkt am Meer, die erfahrene Piloten jedoch locker meistern.

Blick auf die Haupstadt Funchal

Blick auf die Haupstadt Funchal

Angekommen und umarmt von der Gelassenheit und Freundlichkeit der Inselbewohner

Unser Flieger landet sanft und entlässt uns kurz darauf in das milde Dezember-Wetter der Insel. Wir entledigen uns umgehend unserer viel zu warmen Winterkleidung und blicken uns mit großen Augen um. Unmittelbar empfängt uns ein Gefühl des Ankommens und der Gelassenheit, den Insel-Rhythmus nehmen wir sofort auf. Vor dem Flughafengebäude finden wir die Bushaltestelle für den Flughafenbus der nach Funchal fährt, wo wir unser Hotel haben. Schon vor dem Bus spielen sich überaus freundliche Szenen ab, statt Gerempel und Gedrängel blickt man sich hier mit einem freundlichen Lächeln in die Augen und lässt sich gegenseitig den Vortritt beim Einsteigen in den Bus. Wunderbar, so angenehm kann es zwischenmenschlich zugehen. Auch der Busfahrer ist gleich hilfsbereit und wird uns Bescheid geben, wenn wir an der Haltestelle nahe unseres Hotels ankommen. Nach etwa 20 Minuten und Fahrten durch diverse Tunnel und Serpentinenkurven mit Blick auf schluchtartige Abgründe erreichen wir Funchal. Wir bestaunen in der Vorbeifahrt die roten Hausdächer, viele weiße Häuser, große Villen, Parkanlagen und Bananenfelder und Weinterrassen. Überall grünt es – jeder noch so kleine Raum wird bepflanzt. Viele Balkone und kleine Gärten gleichen nahezu Oasen. Palmen recken sich in die Höhe und die Schluchten, die wir passieren ziehen sich steil bis zum Meer hinab und sind ebenfalls üppig bewachsen. Der Blick nach oben zeigt steile felsige Gipfel mit dichter Bewaldung oder Felder, die terrassenartig angelegt sind. Die Berge sind wolkenverhangen während wir in Funchal Sonnenschein haben. Nicht umsonst führt Madeira zurecht den Beinamen die Blumeninsel. Durch das milde Klima und die sich an den Hängen der Insel abregnenden Wolken finden Pflanzen aus aller Welt ideale Bedingungen vor und gedeihen bestens. Wir sind schon ganz verzaubert, als der Busfahrer ruft „Mercado“ – unsere Station, hier geht es raus und zu unserem Hotel.

Augen und Ohren auf in den kleinen Straßen und Gassen Funchals

Die Navigation lotst uns vorbei an einer Schule und an einem kleinen Platz, auf dem die Inselbewohner gerade ihre Mittagspause oder einfach die Sonnenstrahlen auf einer Bank bei einem Plausch mit den Nachbarn genießen. Dann geht es eine lange steile schmale Straße hinauf. Fußgänger sind im Verkehrskonzept wohl weniger vorgesehen, sie müssen sich dicht an den Straßenrand drängen, wenn Autos vorbeibrausen. An Engstellen mit zwei Autos sollte man besonders aufmerksam sein, indem man auf die Motorengeräusche der Fahrzeuge hört, sich öfter mal umsieht und auf seine Füße aufpasst. In vielen schmalen Straßen fahren sogar Busse, stolpern Sie daher am besten nicht zu verträumt durch die Gassen der Hauptstadt Funchal.

Fürstlich wohnen – Hafen- und Stadtpanorama inklusive

Nach kurzer Wegzeit stehen wir vor einem gelb angestrichenem Gebäude. Das Hotel ist bereits weihnachtlich dekoriert und wirkt schon von außen edel und einladend. Wir spazieren hinein und erblicken gegenüber der Rezeption ein Fenster zur großen Terrasse mit Blick auf den Hafen von Funchal. Wieder fühlen wir uns sofort zu Hause und werden beim Anblick des schönen und geräumigen Zimmers mit Balkon und Blick auf das Meer und die Hänge Funchals gleich wieder positiv bestätigt. Wir genießen leckeren Madeira-Wein aus der Minibar auf dem Balkon und blicken in den Garten des Hotels mit Pool und zwei großen Sonnenterrassen. Im Hintergrund strahlen der Hafen und die Stadt Funchal, die sich wie in einer Art großem Trichter die Hänge hinaufwindet, im Sonnenlicht.

Seilbahn von Funchal nach Monte

Die Seilbahn, deren Station sich ganz in der Nähe unseres Hotels befindet, zieht regelmäßig ihre 39 Gondeln die Anhöhe bis nach Monte hinauf und auch wieder zur Ausgangsstation zurück. Wir genießen das städtische Panorama, in dem die Kreuzfahrtschiffe im kleinen Hafen Madeiras wie riesige Fremdkörper wirken. Gleichzeitig bilden sie einen starken Kontrast zum Liebreiz der Stadt, ihren Gebäuden, Feldern, Weinterrassen, Felsanhöhen und Gärten. Gleich unterhalb der Gartenanlage des Hotels wachsen die für Madeira so typischen Bananen in einem großen Feld. Wir lesen im Reiseführer von einem traditionellen Gericht auf Madeira: Degenfisch mit Banane. Mehr als einhundert Rezepte sollen für die Zubereitung des sogenannten Espada existieren. Klingt ungewöhnlich, das müssen wir unbedingt probieren!

 

Herrliches Verweilen am Strandbad Barreirinha

Ob dieser Information treibt uns der Appetit weg von dem herrlichen Panorama. Wir verlassen das Hotel nun in der gegensätzlichen Richtung, aus der wir gekommen sind. Es geht einen kleinen Abhang in einer Nebenstraße hinunter. Unten angekommen plätschert angenehme Musik aus den Lautsprechern eines Cafés. Wir sind in Barreirinha, einem Strandbad von Funchal direkt neben dem alten Fort. Unten klatschen die Wellen des Atlantiks an die Stufen der Anlage, die an ein Sonnendeck erinnert. Selbst im Dezember (sonnen)baden dort vereinzelt Leute, wie wir an der Strandbekleidung einzelner die Stufen hochkommender Gäste dort meinen ablesen zu können. Wieder genießen wir den herrlichen Ausblick auf das Wasser und können in der Ferne die Ilhas Desertas erblicken, unbewohnte Inseln, auf denen es eine Population von Mönchsrobben gibt. Wir verweilen einen Augenblick und betrachten die schöne Kirche am Platz, die eingefasst in einem kleinen Vorplatz mit ihren Holztüren und großer Schwelle richtig urig wirkt. Die geöffneten Türen lassen einen Blick auf den goldverzierten Altar und den reich geschmückten Innenraum der Kirche erhaschen.

Freilichtmuseum Funchal – wenn Türen und Tore zur Kunst werden

„Projecto artE pORtas abErtas“

Unser Weg führt uns nun eine schmale Straße hinab. Die Straße ist mit Kieselsteinen gepflastert, was durch dünne Schuhsohlen schmerzhaft spürbar wird. So versuchen wir, auf einem glatt belegten schmalen Steig zu wandeln, und üben den Slalom bei entgegenkommenden Autos und Fußgängern, während wir gleichzeitig immer wieder beeindruckt stehen bleiben, um die wunderbar bemalten Türen und Tore zu bewundern. Alle paar Häuser finden sich rechts und links der Straße immer wieder diese herrlichen Kunstwerke und immer handelt es sich um ein anderes Motiv. Die Bilder sind Teil des Projekts „Projecto artE pORtas abErtas“ und überraschen im Stadtbild. Wir biegen ab und gehen eine Treppe hinunter. Bei einer kleinen Kirche spielt ein Rastalockenmann live Musik. Restaurants laden zu Speis und Trank ein. Kleine Läden bieten Produkte in den Farben der Tracht von Madeira an und weiteres inseltypisches Handwerk wie die konischen Mützen oder die Ziegenlederstiefel, die Männer und Frauen auf Madeira seit Jahrhunderten bei ihrer Arbeit auf den Feldern und Terrassen in den Bergen nutzen. Wir tingeln weiter durch die Gassen und kommen schließlich an einen Platz mit großer Grünfläche, dem Plca Autonomia.