Reisebericht Usedom
Freunde und Bekannte schwärmen immer wieder vom Urlaub auf der zweitgrößten deutschen Insel Usedom. Nach den vielen tollen Erzählungen wollten wir uns endlich einmal selbst auf den Weg machen, um diese schöne zweigeteilte Insel östlich von Rügen zu entdecken.
Auf geht’s – von Hamburg nach Usedom
Ab Hamburg geht es los. Wir fahren mit einem IC nach Stralsund. Die altehrwürdige Hansestadt ist hübsch restauriert und herausgeputzt. Leider fehlt uns die Zeit, um die Stadt genauer zu erkunden. In der Nähe des Bahnhofs sehen wir eher das typische Stadtbild, was sich einem rund um Verkehrsknotenpunkte bietet. Erwähnenswert ist ein kleines Bio-Restaurant etwa 100 Meter vom Bahnhofshäuschen gelegen. Hier kann man leckere Suppen und interessante vegetarische Gerichte von der Wochenkarte schlemmen und sich für die Weiterfahrt nach Usedom stärken. Wir probieren noch einen feinfruchtigen Bio-Riesling dazu und müssen dann auch schon flott zum Gleis.
Weiter geht es mit der Usedomer Bäderbahn, kurz UBB. Die Linie verbindet traditionell die Orte an der Ostseeküste mit der Insel Usedom. Im Zug können wir auf einer Streckenkarte sehen, wie viele Stationen es noch bis zu unserem Zielort Heringsdorf sind. Die Zugbegleiterin erklärt uns, dass die letzte Station auf dem Festland vor der Insel die Station „Wolgast“ ist. In Wolgast liegt rechts der Bahngleise das weitläufige Gelände der Peene-Werft. Es ist menschenleer, da die Werft im August 2012 insolvent wurde.
Die Folgestation „Wolgaster Fähre“ liegt bereits auf Usedom, zuvor haben wir mit der UBB eine Stahl- Klappbrücke über das „Achterwasser“ überquert. „Achterwasser“ nennt man das Wasser zwischen dem Festland und der Insel. Der Ausblick ist bereits hier atemberaubend und gibt uns einen fantastischen Weitblick über die Insel.
Atemberaubender Weitblick über das Achterwasser
Usedom ist geprägt von grünen Wiesen, Feldern, Wäldern, kleinen und großen Seen und recht hügelig. Überall auf der Insel findet man große Findlinge, die die Gletscher beim Abschmelzen nach der letzten Eiszeit zurückließen. Die meisten Urlauber kommen jedoch hauptsächlich zum Badeurlaub in die schönen Kaiser- und Seebäder nach Usedom. Einen kurzen Eindruck von den jeweiligen Orten bekommt man auf den einzelnen Bahnhöfen. Die Fahrt geht weiter und wir sehen bereits von weitem das große Gebäude der Schmetterlingsfarm in Trassenheide. Vor dem Gebäude steht ein riesiges Stahlinsekt. Ein Besuch lohnt sich, denn hier fliegen über 2.000 farbenprächtige und seltene Schmetterlinge.
Wir haben unseren Schwerpunkt jedoch bereits gesetzt. Wir wollen Strand, Strand und nochmals Strand! Bei den kilometerlangen Sandstränden, die Usedom zu bieten hat, gibt es hier für jeden Gast Ruhe und ein schönes Plätzchen an der Sonne. Selbst zur Hauptsaison ist es, wegen der etwa 40 Kilometer Strand allein an der Nordküste Usedoms, nie überlaufen. Während wir weitere Haltestationen mit schmucken Bahnhofshäuschen passieren und dazwischen durch verwunschene Märchenwälder fahren, vergeht die Zeit ob der vielen Eindrücke rasant. Wir fahren in ein schickes Bahnhofsgelände und sehen links alte Waggons. Sozusagen ein Freilicht-Museum der Bahngeschichte. Hier finden wir unser erstes tolles Motiv und bemerken fast nur nebenbei; wir sind da, Ausstieg: Heringsdorf.
Die herrliche Bäderarchitektur in den drei Kaiserbädern erleben
Wir spüren schon beim Aussteigen die leichte Brise, die vom Meer herüber weht. Nun aber erst mal zum Hotel. Im Hotel angekommen legen wir nur schnell die Koffer ab und wollen gleich weiter zum Strand. Der liegt nämlich nur 200 Meter entfernt. Wir nehmen gleich den ersten Aufgang. Hinter den geschützten Dünen erwartet uns ein herrliches Ostseepanorama. Die Sonne lacht vom Himmel, die salzige Luft kitzelt unsere Sinne und das Meeresrauschen versetzt uns direkt in eine entspannte Urlaubsstimmung. Usedom ist die sonnenscheinreichste Insel Deutschlands, was sich bei unserem Besuch mehr als bestätigt. Während der Rest des Landes seit Wochen unter kaltem Wetter und Starkregen leidet, bietet sich hier ein Bild beinahe wie in der Karibik. In der Sonne strahlen die weißen Strände Usedoms und in der Ferne sehen wir die weiße Seebrücke von Ahlbeck. Das schmucke Örtchen ist eines der drei Kaiserbäder und verfügt über sehr viele Villen im Stil der für Usedom typischen Bäderarchitektur. Wunderschön sehen die restaurierten Holzhäuser mit ihren spitzen Türmchen, Erkern und geschnitzten Holzbalkonen aus. Wir laufen den Strand hinunter und gehen an der Seebrücke von Ahlbeck an die Strandpromenade. Hier finden in einem Musikpavillon regelmäßig Konzerte von Klassik, Pop bis Jazz statt. Der Platz vor der Seebrücke wurde hübsch gestaltet. im Mittelpunkt steht eine schöne Standuhr mit barocken Verzierungen.
Vogelbeobachtungen auf der Strandpromenade von Ahlbeck
Wir genießen die schöne Umgebung und die frische Seeluft und wollen uns standesgemäß mit einem Fischbrötchen stärken. Gleich links vom Platz vor der Seebrücke steht eine Fischbude, die leckere Schillerlocken und Matjes in knusprigen Brötchen für kleines Geld anbietet. Überhaupt ist die Insel nicht teuer, wenn man Hamburger Preise gewohnt ist. Wie in jedem anderen Urlaubsort auch, gibt es aber auch hochpreisige Restaurants und Cafes. Hier hilft ein kurzer Blick auf die Karte, bevor man das Restaurant betritt. An unserer Fischbude ist jedenfalls ordentlich Andrang, kein Wunder bei diesem Geschmacksfeuerwerk. Unsere letzten Brotreste spendieren wir den Vögeln, denen keine potentielle Futterquelle entgeht. Am mutigsten sind die kleinen Spatzen. Aber auch Möwen und Tauben holen sich ihren Anteil. Die hübschen Silberkrähen bleiben zurückhaltend und sehen dem Treiben aus sicherer Entfernung zu. Von der Seeluft müde geworden kehren wir ins Hotel zurück und schlummern bald ein.
Bernstein shoppen auf der Seebrücke von Heringsdorf
Am nächsten Morgen weckt uns das typische Geschrei der Möwen, ah ja, wir sind auf Usedom! Heute wollen wir nach Heringsdorf. Das Kaiserbad besitzt die längste Seebrücke aller Kaiserbäder und an der Promenade reiht sich eine schöne Villa an die nächste. Der schönste Weg führt am Strand entlang. Aus der Nähe wirkt die Seebrücke noch eindrucksvoller Sie ist so groß, dass eine Einkaufspassage und ein Restaurant am Ende der Brücke darauf Platz haben. Im Ort finden sich Einkaufszentren, Geldautomaten und eine Spielbank. Überall finden sich Geschäfte, die Schmuck aus Bernstein anbieten. Das Gold der Ostsee war einst so wertvoll wie Gold und soll seinem Träger Glück bringen. Echter Bernstein schwimmt in Salzwasser lernen wir und sind beeindruckt von dem goldgelben Funkeln der vielen Steine. Wie aufregend wäre es selbst Bernstein am Strand zu finden? Da der Stein im ungeschliffenen Zustand aber sehr unauffällig wirkt, ist es meist nur Spezialisten möglich Bernstein zu finden. Wir genießen unsere Insel-Impressionen und lassen den Abend bei einem kühlen Getränk am Strand bis zum rosaroten Sonnenuntergang ausklingen.
Bansin – kleines Kaiserbad mit idyllischem See
Am nächsten Tag haben wir wieder strahlenden Sonnenschein und ein Grad Celsiusmehr, als am Tag zuvor. Nach einem ausgiebigen Frühstück laufen wir an der Strandpromenade nach Bansin. Unser erstes Ziel ist ein Restaurant am Schloonsee. Hier kann man wunderbar frische Fischgerichte bekommen. Den Blick auf den idyllischen See gibt es gratis dazu. Schnell sind wir wieder von einer kleinen Vogelbande m umringt, die sogar die Krumen aus der Hand picken. Als spannendes Extra gibt es am Restaurant einen kleinen Skulpturenpark aus Holzfiguren zu bestaunen.
Die Kaiserbäder gehen alle fließend ineinander über, so dass man kaum bemerkt, dass man nun in einem anderen Ort ist. Nur die unterschiedlichen Seebrücken geben da etwas Orientierung. Bansin besitzt die kleinste Seebrücke. Hier gibt es eine Haltestelle für die Ausflugsschiffe in die anderen Seebäder und ins polnische Swinemünde.
Am Strand entlang von Ahlbeck nach Swinemünde
Uns interessiert die kleine Hafenstadt am Fluss Swine und wir laufen die etwa 5 Kilometer am Strand von Ahlbeck bis nach Swinemünde. Wir passieren den FKK Strand, den Hundestrand, bis es immer verlassener wird und keine Strandkorbvermietungen und Strandbuden mehr am Strand zu sehen sind. An einem kleinen Spielplatz sind wir bereits im polnischen Teil von Usedom und nehmen den ersten Strandaufgang. Wir kommen zu einer langen Promenade mit schön angelegten Gärten, Brunnen und vielen Sitzbänken zum Verweilen in der Sonne. Überall entlang der Promenade finden sich Stände und Läden, die allerlei Nippes günstig anbieten. Auch schöner handgefertigter Silberschmuck und Bernstein kann hier erstanden werden.
Nach einem reichhaltigen Menü in einem der vielen Restaurants entlang der Promenade wollen wir uns das Zentrum der Stadt ansehen. Verwöhnt von dem herrlichen Anblick der Villen im Stil der Bäderarchitektur in Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin sind wir beinahe etwas ernüchtert, als wir die Straßen Richtung Zentrum laufen. Viele Häuser verfallen, oder werden nur mäßig renoviert. Viele Häuser wurden gleich ganz abgerissen und durch unschöne Neubauten ersetzt, die so gar nicht an den Glanz des alten Kaiserbades erinnern. in den letzten Kriegstagen wurde Swinemünde bombardiert, was sicherlich einer der Gründe dafür ist, dass nur noch sehr wenige im alten Stil erbaute Häuser dort zu sehen sind. Als wir im Zentrum angekommen sind, nehmen wir ein Taxi und fahren zurück nach Ahlbeck.
Einfach den Strand und die Sonne genießen
An unserem letzten Urlaubstag wollen wir die paar Stunden bis zur Abreise am Strand genießen. Wir bekommen ein tolles Angebot von AK Strandkorbvermietungen und dürfen bei einem Kaffee in gemütlichen Liegestühlen Platz nehmen. Voll von den schönen Eindrücken der Insel genießen wir still den Wind, die Sonne und das Meeresrauschen. Herrliches Usedom – wir kommen wieder!