Reisebericht Poel

Die Ostseeinsel Poel misst 37km² und liegt ausgehend von der altehrwürdigen Hansestadt Wismar ca. 15 km in Richtung Norden an der Ostseeküste entlang im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Die Insel zeichnet sich durch kilometerlange, weiße Sandstrände mit Steilküsten aus. Das Wetter wechselt im Laufe des Tages häufig, vor allem der Wind frischt schnell auf, was Poel zum idealen Revier für Surfer und Kitesurfer macht. Poel ist ein schönes Ziel für Urlauber aus Wismar und Umgebung und mit Bussen, dem Fahrrad/Auto,  oder auch der Fähre gut erreichbar.

Poels herrliche Strände und Natur

Das Abenteuer beginnt

Wir wollen starten. Das Zelt ist gekauft, Schlafsäcke und Luftmatratzen besorgt. Die Abenteuertour kann losgehen. Wir schnüren das ganze Gepäck auf die Fahrräder. Am Bahnhof kaufen wir ein Länderticket und Tageskarten für die Räder und erreichen unseren Zug pünktlich.

Wir haben Glück und das Fahrradabteil ist nicht voll. Ursprünglich wollten wir direkt bis nach Wismar, spontan entschließen wir uns dann in Bad Kleinen, mit seinem historischen Bahnhofsgebäude,  auszusteigen. Bad Kleinen ist ein  Kurort mit 3000 Einwohnern. Mediale Beachtung fand Bad Kleinen als 1993 bei einer Schießerei Terroristen verhaftet wurden. Die schöne Lage im Norden des  Schweriner Außensees  ist eine lohnenswert e Reiseunterbrechung. Die Radtour nach Wismar oder Schwerin ist auch für ungeübte Radler gut zu schaffen. Erfreulicherweise ist fast die ganze Strecke per Fahrradweg erschlossen. So kann die ganze Familie auf Radtour gehen.

Bad Kleinen ist seit 1848 per Bahnlinie mit Wismar verbunden. Ab 1914 ist es ein offizieller Kurort aufgrund des ansässigen Heilbads. 1922 wurde das Heilbad endgültig geschlossen, da sich mit dem Beginn des ersten Weltkriegs die Zahl der Gäste stark verringerte. Der Ort Kleinen führt die Bezeichnung „Bad“ bis heute,  auch ohne Heilbad.

Über Hohen Viecheln und Dorf Mecklenburg fahren wir bei strahlendem Sonnenschein durch die weite Landschaft. Das Land ist meist flach und eröffnet daher an vielen Stellen tolle Panoramen über Weizenfelder und saftige, grüne Wiesen und Seen. Die Straßen sind von Bäumen gesäumt und alle paar Kilometer finden  sich Bänke für eine Rast.

Wir erreichen Wismar. Schon von weitem sehen wir die historischen drei Kirchtürme der UNESCO- Welterbe und Hansestadt Wismar. Die Stadt liegt in schöner Landschaft in der Mecklenburger Bucht, im Windschatten der Insel Poel im Norden. Lübeck liegt westlich und Rostock östlich.

UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt Wismar

Wismar bezaubert durch seine von Wasser durchzogene Altstadt mit sorgfältig restaurierten Bürgerhäusern und Fassaden der Bachsteingotik. An vielen Ecken erinnert Wismar an die Niederlande. Die Stadt ist geprägt durch den Hafen, die Seefahrt und Fischerei und durch die Hanse. In Wismar verbindet sich Altes mit Neuem. Die Stadt wird belebt durch Touristen, Studenten der Hochschule und besitzt eine moderne Werft. Dennoch ist man hier abseits vom Trubel der Metropolen und die Wismarer Uhren ticken gelassener.

Am historischen Marktplatz blicken wir auf das Rathaus und stärken uns bei leckerem Essen Im „Seestern“, ein Restaurant das direkt neben dem Lokal „Alter Schwede“ liegt. Der „Alte Schwede“ residiert in einem der ältesten Bürgerhäuser von 1380. Das 1878 eingerichtete Gasthaus erinnert an die einstige Zugehörigkeit der Stadt zu Schweden. Auf dem Marktplatz sind Liegestühle aufgebaut und NDR Kultur überträgt klassische Musik, die von vielen Gästen begeistert aufgenommen wird. Die Szenerie passt wunderbar zu der ehrwürdigen Stadt.

Wir laufen durch die Fußgängerzone zur Kirche St. Nikolai. Die Kirche gehört mit ihrem 37m hohen Mittelschiff zu den höchsten Kirchen Deutschlands. Im Innenraum lassen sich moderne Gemälde lokaler Künstler bestaunen, die einen imposanten Kontrast zu der beeindruckenden Backsteingotik bilden. Wismarer Bürger sammeln spenden für den Wiederaufbau der Kirchenorgel.

Mit vielfältigen hanseatischen Eindrücken radeln wir die ca. 15 km den Ostseeradfernweg von Wismar nach Poel. Er führt hinter dem Hafen an der Küste entlang und auf der ganzen Strecke hat man einen tollen Blick auf Poel. Leider ist der Radweg häufig durch Schotterstellen unterbrochen, so dass bei rasanten Abfahrten abgebremst werden muss. Der Schotter ist so tief, dass die Gefahr des Wegrutschens besteht, insbesondere wenn die Fahrräder- so wie unsere- mit Gewicht beladen sind.

Wir kommen dennoch gut durch. Bei Gross Strömkendorf befindet sich der Übergang zur Insel. Die Straße führt über eine Landzunge nach Fährdorf, das sich „Tor zur Insel Poel“ nennt.

Aus der Luft sieht Poel wie eine nach unten gebogene Krebsschere aus. In der Inselmitte und zwischen „den Krebsscheren“ liegt der Hauptort Kirchdorf, der einen kleinen  Hafen besitzt. Hier gibt es Ausflugsfahrten und regelmäßige Fährverbindungen nach Wismar. Das Fahrrad kann mitgenommen werden.  Im Hafen gibt es schwimmende Fischbudenschiffe, die wunderbar frische Fischsnacks preisgünstig anbieten. Restaurants mit Terrassen offerieren leckere Menüs. Die romanisch-gotische Kirche ist das älteste Bauwerk der Insel und stammt aus dem 13. Jahrhundert. Sie gab dem Ort den Namen. Die Kirche steht auf den Resten einer Schlosswallanlage einer im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Festung.

Inselidylle auf Poel

Von Kirchdorf Hafen fahren wir gen Westen nach Timmendorf. Schnell finden wir den einzigen Campingplatz „Leuchtturm“ der Insel. Wir werden freundlich von einer Dame begrüßt, obwohl es schon spät ist, es dämmert bereits.  Unkompliziert zeigt sie uns den Platz und händigt uns einen Schlüssel gegen 10€ Pfand aus. Dieser Schlüssel ist unser „Sesam öffne Dich“ zum Strand, der die Zugänge öffnet. Gut einpacken, denn wer den Schlüssel verliert, zahlt den Pfand.

Der Campingplatz liegt abgeschieden in reiner Natur und grenzt an den niedlichen Ort Timmendorf. Einen Geldautomaten gibt es erst wieder im 3,5 km entfernten Kirchdorf. Dort gibt es zwei Supermärkte, die auch sonntags geöffnet haben. Auf dem Campingplatz direkt gibt es einen kleinen Laden mit limitiertem Sortiment.

Der Zeltaufbau geht erstaunlich schnell und nach knapp 20 Minuten liegen wir in unserer Stoffhöhle und fühlen uns schon fast wie Trapper auf Bärenjagd in Alaska.

Ostseeinsel Poel Urlaub

Wir gehen von unserem Platz nur ein paar Schritte und sind direkt am Strand. Nach links geht es in Richtung Timmerndorfer Hafen und nach rechts zu einem langgezogenen Naturstrand. Die Weite ist atemberaubend und wir erleben einen Sonnenuntergang mit prächtigem Wolkenspiel. Obwohl bereits Hauptsaison ist, gibt es viele freie Plätze auf dem Campingplatz. Selbst am Strand trifft man nur wenige Urlauber. Es fühlt sich an, als gehöre uns die ganze Insel allein.

Erschöpft von der Tour fallen wir in einen tiefen Schlaf und wachen nur gelegentlich auf, wenn das Zelt flattert, oder Gelächter feiernder Camper zu hören ist.

Am nächsten Morgen wachen wir ausgeruht und voller Entdeckergeist auf. Kein Muskelkater kann uns aufhalten. Da wir auf das Gewicht von Kochutensilien verzichten wollten, versorgen wir uns am kleinen Laden mit Kaffee und Brötchen. Gestärkt geht es zum Strand. Der Wind ist gut und die Kitesurfer sind schon eingetroffen. Wir beobachten die akrobatischen Aktionen der Surfer und laufen dann den Naturstrand ca. 2 km in Richtung Schwarzer Busch hinunter.

Wassersport auf Poel

Im Restaurant „Zur Düne“ kehren wir ein.  In jedem Ort gibt es zahlreiche Pensionen und Ferienhäuser/Ferienwohnungen.  Das einzige Hotel der Insel befindet sich in Kirchdorf. Bei der Zimmervermittlung hilft die Tourismuszentrale in Kirchdorf.

Richtung Osten laufen wir nach Gollwitz. Gollwitz liegt direkt am Meer am Nordostzipfel der Insel. Die Insel Langenwerder liegt vor Gollwitz im Meer und ist ein Naturschutzgebiet. Von der gesamten Nordostküste über den Süden bis zur Südwestküste bei Timmendorf kann man das Festland sehen.

Von Gollwitz wollen wir wieder nach Kirchdorf. Wir machen erneut einen Abstecher in den kleinen  Hafen und freuen uns über den tollen Blick bis nach Wismar mit seinem charakteristischen und aus der Ferne, wie eine Leuchtmarke,  gut zu erkennenden blau-weißen Gebäude der Nordic Yards Werft.

Blick nach Wismar

Am Abend treffen wir wieder in Timmendorf ein und laufen durch den Timmendorfer Hafen. Timmendorf besitzt einen Leuchtturm der 1871 fertiggestellt wurde. Der Hafen selbst wurde durch eine starke Zunahme des Schiffsverkehr von und nach Wismar um 1850 notwendig. Der Leuchtturm wird seit 135 Jahren betrieben und weist den Schiffen bis heute den Weg nach Wismar.  Es gibt einige kleine Geschäfte und Souvenirshops. Direkt am Campingplatz schließt sich eine kleine Strandbar an, wo man bei einfachen Snacks und einem kühlen Bier als Sundowner in die Nacht chillen kann. Weil die Insel nicht überlaufen ist, sind die Lokale und Restaurants leider nicht lange geöffnet. Um spätestens 22 Uhr werden die Bürgersteige hochgeklappt.

Urlaub auf Poel

Gut, dass wir vorgesorgt haben. Bei einem kühlen „Poel Sekt“ sitzen wir unter einem sternenklaren Himmel und lassen die Eindrücke des Tages Revue passieren. Wir fühlen uns frei, unabhängig und sind gelassen im Inselmodus angekommen. Weil es trocken ist, können wir sogar das Außenzelt abnehmen und schlafen unter dem Sternenhimmel ein.

Am nächsten Morgen kitzeln uns erste Sonnenstrahlen wach. Wir gehen direkt zum Strand und genießen einmal mehr Ruhe, Wind, Wolken, Wellen. Gegen Mittag packen wir zusammen, verlassen den Campingplatz und fahren mit dem Rad von Timmendorf nach Wismar. Wir erkunden den alten Hafen und erblicken in der Ferne Poel.

Dann geht es mit der Bahn weiter nach Schwerin, die Landeshauptstadt von Mecklenburg- Vorpommern. Auch hier legen wir einen kleinen Stopp ein und schauen uns in der Innenstadt um. Schwerin ist eine eindrucksvoll restaurierte Stadt und mit dem Pfaffenteich im Herzen der City erinnert sie sogar ein wenig an die Alster in Hamburg.

In nur zwei Tagen haben wir eine ganze Region gesehen und kennengelernt. Ein Urlaub an der Ostseeküste bietet für Jeden etwas. Die naturnahen Strände und die kaum überlaufenen Urlaubsorte und Regionen sind ideal für Erholungssuchende, oder Aktivurlauber.

Poel wir kommen wieder.